Wollen wir mal die Schwarze Katze aus dem Sack lassen.......
Opium fürs Volk
Autor: Thersites
Eine neue Religion wird unter dem schmachtenden Volk verbreitet. Als Symbol werden nicht die gefalteten, sondern die zu »T« übereinandergestellten Hände verwendet.
Der neue Glaube verspricht Reichtum und Wohlstand für alle. Die neue Überzeugung heißt, wenn ich schon keinen Arbeitsplatz habe oder unter miesen Bedingungen arbeiten muß, und von meinem Lohn nur wenig mehr als die Grundbedürfnisse abgedeckt werden, und ic h zudem sowieso noch nie im Lotto gewonnen habe, dann will ich jetzt wenigstens endlich von den Gewinnen großer Konzerne partizipieren.
Reichtum und Wohlstand für alle
Der neue Glaube heißt Telekom. Ihre Kirche nennen sie Börse. Der Prediger heißt nicht Jesus, sondern Manfred Krug. Die Gläubigen nennen sich Aktionäre und sie beten nicht das Kreuz an, sondern ein Stück Papier.
Wie bei jedem Glauben hat alles recht wenig mit Rationalität, Vernunft und Realismus zu tun. Wie bei jeder Religion muß diese mit barer Münze finanziert werden. Was bleibt, ist die Hoffnung.
Denn leider ist die Kirche hoch verschuldet. Und, leider läuft ihre derzeitige Monopolstellung ab, und andere Kirchen werden sich um die Gläubigen, bzw. deren Geld bemühen.
Auch hat der Staat schon gemerkt, daß ihm diese neue Bewegung Geld einbringen kann, und erwägt in Zukunft, auf die etwaigen Gewinne, die auf die Papierfetzen ausgeschüttet werden sollen, Steuern zu erheben.
Auch müssen die Gläubigen gerade erleben, wie ihre Brüder und Schwestern der Volkswagenaktien wahre Kursstürze hinnehmen müssen. Und dies nur, weil so ein abtrünniger Spanier der Opelaktiengläubigen heimlich Teile der Opelbibel zu VW gebracht hat.
Aber ganz berauscht von ein paar Werbespots vergaben sie alles, was sie bis dato über Pleiten, Crashs und Kursverluste gehört hatten.
Papierfetzenanbeter
Über zwei Millionen Mitglieder hat die Kirche schon. Jetzt sitzen sie täglich vor dem Fernseher und glotzen n-tv, um immer den neusten Preis ihrer Ablaßzettel zu erfahren. Wenn der Preis steigt, können sie sicher sein, daß der begeistertste Jünger des neu en Glaubens McKinsey seinem Ziel, die Anzahl der Meßdiener von 200000 auf 170000 zu reduzieren, ein ganzes Stück nähergekommen ist. Schlank ist eben modern. Aber auch bei anderen magersüchtigen Börsengläubigen wird darüber nachgedacht, wie noch mehr Aktion äre gewonnen werden könnten. So zum Beispiel die Chemiebrüder aus Hoechst. Statt schäbigen Tariflohnerhöhungen (bäh) möchten sie ihren Meßdienern lieber Aktien (ah) zukommen lassen.
Aktien statt Ziggies
Aber auch die Börsianer wollen beim Einfangen neuer PapierfetzenanbeterInnen nicht nachstehen. So haben sie quasi über Nacht abgeschafft, was seit Jahrzehnten Bestand hatte. Der sogenannte Nennwert für einen Ablaßzettel wurde von bisher 50 auf 5 Mark gesen kt. Die Brüder und Schwestern der Telekomgemeinde mußten immerhin fast 30 Mark zahlen. Jetzt können die Menschen endlich darüber nachdenken, ob sie statt eines Päckchens Zigaretten lieber zu dem neuen Rauschmittel Aktie greifen. Endlich ist das moderne Opium für jeden und jede erschwinglich.
Nachtrag der Schwarzen Katze: Jetzt geht ja die Post als "Logistik-Konzern" an die Börse. Was das für die Beschäftigten bedeutet, dürfte uns allen klar sein: Arbeitsplatzabbau!
Etwas satieeeerisches
als beitrag zur Erleuchtung
Salutem Punctis Trianguli
aragaorn
Opium fuers Volk
Opium fuers Volk
gruender der esoterischen studiengemeinschaft fuer amulettkunde und talismanologie 1970 berlin..E.S.A.T.
werkstaette fuer digitale symbolverarbeitung
berlin 1970
werkstaette fuer digitale symbolverarbeitung
berlin 1970