Es gibt nur eine einzige Gestalt der Gerechtigkeit, unzählige jedoch der Ungerechtigkeit, unter welchen sich view besonders auszeichnen, soviel nämlich als es Arten der schlechten Staatsverfassungen gibt. Die einzige Gestalt der Gerechtigkeit entspricht der Art und Weise der indealen Staatsverfassung. Sie kann zweifach benannt werden. Wenn unter den Herrschenden ein einzelner sich auszeichnet, heisst sie das Königtum. Wenn aber mehrere, dann die Aristokratie.
Die vier Staatsformen der Ungerechtigkeit dagegen sind:
- Die Timokratie
Die Oligarchie
Die Demokratie
Die Tyrannei
Die Timokratie entsteht aus der Aristokratie, die Oligarchie aus der Timokratie, die Demokratie aus der Oligarchie und die Tyrannei aus der Demokratie. Nach den Zuständen der Unersättlichkeit in Ehre, Reichtum und Freiheit entsteht also zuletzt aus der übertriebenen Freiheit die strengste und wildeste Knechtschaft, die Tyrannei. Ein tyrannisch beherrschter Staat verhält sich somit zu einem aristokratisch regierten an Tugend als das Gegenteil.
in der timokratisch regierten Gesellschaft ist die verteilung von Macht und Bildung, eine Funktion von zur Person gebundenen Eigenschaften.
in der oligarchisch regierten Gesellschaft ist diese Verteilung, von der Verteilung der Reichtümer abhängig.
in der demokratisch regierten Gesellschaft entscheidet das Los, der Zufall über die Verteilung von Macht und Bildung.
in der Tyrannei kommt die Macht nur einem Einzigen oder einer Gruppe uneingeschränkt zu.
Info: Die Begriffe stammen grösstenteils aus Platon's Politeia....
Macht ist diejenige Bildung, die sich auf die Ermöglichung von bestimmten vernüftigen menschlichen Handlungen bezieht.
Bildung im engeren Sinne ist dagegen diejenige Macht, die sich auf Gegenstände von Handlungen beschränkt, wobei der Mensch, als Ganzes, als Person, in dem betrachteten Zusammenhang nicht zu den Gegenständen gerechtnet werden kann.
Die Herrschenden beherrschen uns also, indem sie den Kreis unserer theoretischen Fähigkeiten oder Möglichkeiten, um das, was sein könnte, zu bilden, beschränken, indem sie uns also durch Vorenthaltung der Mittel und Regeln der unkonventionellen und adäquaten Deutung ihrer praktischen Ausdrücke in die Lage versetzen, nichts anderes tun zu können als das, was wir, um im Rahmen des jeweiligen Gemeinwesens zu leben, tun müssen.
Wir lassen uns also genau deshalb beherrschen, weil wir nicht in der Lage sind selbst zu herrschen.
Die Gerechtigkeit selbst aber ist herrenlos, von welcher, je nachdem jeglicher sie ehrt oder geringschätzt, er auch mehr oder weniger haben wird.....